Tempelbesuch gemeinsam mit Japanern.
Gemeinsam fuhren wir (Etsuko, Japanese mam, Tempelvater und ich) zum wohl bedeutendsten Tempel (Nummer 75). Das ist der Geburtstempel von Kobo Daishi. Ihm zu Ehren war eine riesige Tempelanlage gebaut wurden. Auf dem Parkplatz trafen wir Etsukos Mann, einen Schulfreund und einen Herrn, der für mich ins Englische übersetzen sollte. Leider sprach er nur ein Japanese Englisch, was sehr schwer zu verstehen war. Etsuko hatte ein Treffen für uns mit dem zweithöchsten Tempeldiener dieser Anlage organisiert. Also eine richtige Ehrung für mich. Wir schwatzten und tranken Tee mit ihm. Ich wurde aufgefordert Fragen zu stellen, hatte aber keine intelligente Idee.
Anschließend besichtigten wir die Anlage und waren auch in einer unterirdischen Höhle – the dark hole. Alleine hätte ich sie wohl nie gefunden.
Weiter ging die Fahrt mit Etsuko und Japanese mam zu Tempel 74 und zwischendurch machten wir einen Stopp in einem Dogo Onsen. Dort trafen wir Kaori, welche dorthin mit älteren Leuten einen Ausflug machte. Wir waren zum Essen mit eingeladen. Das Essen sah lecker aus, war aber nicht vegetarisch. Die Tempelleute sprachen mit den Verantwortlichen. Ohne irgendwelche Diskussionen wurde mein Menü ausgetauscht. Nach dem Essen gingen Japanese mam und ich in das Onsen Bad. In dieser Beziehung haben Japanerinnen scheinbar keine Berührungsängste.
Weiter ging die Fahrt zu den Tempel 71, 73 und anschließend zum Tempel 72.
Ich wurde gefragt, ob dies für mich für diesen Tag ausreichend wäre. Das konnte ich – einfach nur glücklich und unendlich dankbar – bestätigen.
Nun wollten wir vier in den Supermarkt fahren.
Bescheidenheit hatte ich in Japan ausführlich geprobt. Deshalb irritierte mich die Aufforderung, alles was ich nur wollte im Supermarkt einzukaufen. Ich war zufrieden mit meinem Dasein und wäre nie auf den Gedanken gekommen, noch Extrawünsche zu äußern. Das verwirrte nun wieder meine japanischen Gasteltern. Standen sie doch vor der Frage „Was mag die deutsche Vegetarierin essen?“. Der Tempelvater brachte verschiedene Sachen zum Einkaufswagen. Die Tempelmutter ließ ihn das meiste wieder zurücklegen, mit dem Hinweis, dass wir dies schon zu Hause hätten. Um ihnen eine Freude zu machen, äußerte ich, dass ich gern Eis essen würde. Daraufhin kauften wir verschiedene Sorten und diese jeweils gleich im Kilo Pack.
Ich plane den Besuch der nächsten Tempel.
Am nächsten Morgen hatte ich vormittags frei. Tempelmama meinte, ich solle mich ausruhen, sie müsse erst mal fort. So setzte ich mich hin und machte wieder Pläne, wie ich die noch offenen Tempel besuchen könnte.
Hitomi hatte mich angerufen. Sie teilte mir mit, dass sie jetzt auch noch ein Ehepaar in Wakayama gefunden hat, bei dem ich bleiben könnte. Von Wakayama sollte es nicht mehr so weit sein zum Haupttempel in Koya San, dem Grab von Kobo Daishi auf dem heiligen Berg. Darüber freute ich mich sehr, auch wenn mir völlig unklar war, wo sich Wakayama und Koya San überhaupt befanden.
Am Nachmittag durfte ich an einer religiösen Zeremonie teilnehmen.
Es waren noch andere Frauen aus der Umgebung gekommen und gemeinsam gingen wir zu Gräbern, um den Verstorbenen zu gedenken. Wenn ich es richtig verstanden habe, waren diese Menschen schon vor ganz langer Zeit gestorben und hatten keine Hinterbliebenen mehr.
… Obwohl die Sonne brannte, mussten wir uns vor den Attacken der Mücken schützen. Die Frauen waren so nett, mich auch gleich mit einzusprühen. Da standen wir an den Gräbern und der Tempelpriester predigte. Wir schützten uns mit Sonnenschirmen vor der Sonne. Ein Tempelpriester kann während der Zeremonie natürlich nicht mit einem Schirm dastehen. Also versuchte Tempelmama die Glatze ihres Mannes zu schützen.
Der Sohn meiner Tempeleltern hatte einen eigenen Tempel.
Inzwischen hatte ich herausgefunden, dass die beiden doch verheiratet waren und einen erwachsenen Sohn hatten. Dieser lebte unweit unseres Tempels in seinem eigenen Tempel. Die alte Dame, welche an den Mahlzeiten teilnahm, war die Mutter von Tempelvater. Tempelmama war nicht sonderlich glücklich über sie. Also auch wieder ähnliche Probleme wie bei uns zwischen den verschiedenen Generationen.
Erst hatte ich mich gewundert, dass Buddhisten verheiratet sein dürfen, lernte aber, dass dies seit ein paar Jahren möglich war. Interessant fand ich, dass oft die Kinder die Tempel der Eltern übernehmen. Dieser wird damit über Generationen vererbt. Gibt es keine Nachkommen, oder wollen die Kinder nicht die Nachfolge antreten, müssen die Tempelleute ausziehen. Spätestens, wenn sie den Tempel nicht mehr allein bewirtschaften können. Ich erkundigte mich, wovon denn die Tempelleute leben würden. Hier erzählte man mir, dass sie zum einen für die Zeremonien (Hochzeit, Beisetzung etc.) Geld bekommen, aber vor allem auf Spenden angewiesen sind. Das diese nicht nur in finanzieller Form ausfallen, hatte ich in der Küche gesehen. Dort standen sehr viele Päckchen herum, gefüllt mit Keksen, Kaffee, Wein, Obst – alles was man sich nur vorstellen kann. Immer wieder wurde ich aufgefordert, mich selbst zu bedienen, wenn ich Appetit hätte.
Nach der Zeremonie saßen wir alle gemeinsam im Tempel, tranken Tee und verspeisten von den Frauen mitgebrachte Kekse und Obst. Wieder erzählte Tempelmama von meinen Erlebnissen. Ich musste schmunzeln. Mir war es recht und ich nickte immer bestätigend.
Inzwischen hatte ich auch erfahren, dass es doch einen PC im Tempel gibt, den ich auch benutzen durfte. So war meine Verbindung mit der Welt wieder hergestellt und ich konnte meiner Familie das Neueste berichten.
Der nächste Tag galt wieder dem Besuch der Tempel.
Auch diesmal begleitete mich Japanese mam. Wir besuchten die Tempel 76 und 77. Anschließend fuhren wir in den Tempel ihres Sohnes. Er lebt allein und hat einen riesigen Tempel.
In der Stadt Marugame, wo der Sohn lebt, gibt es auch ein Schloss.
Alle Schlösser, die ich während meines Aufenthaltes auf Shikoku gesehen hatte, lagen auf einem Berg. Tempelmama und ich nahmen trotz der Hitze den Aufstieg auf uns. Jeden Schatten, den wir fanden, nutzten wir. Ich musste schmunzeln, als sie sich sogar hinter den Ampelpfahl stellte, während wir auf das grüne Signal warteten. Intuitiv stellte ich mich hinter sie und wir mussten beide lachen.
Japanese mam trug keinen Schirm zum Schutze gegen die Sonne. Wir lachen in Europa häufig über die Asiaten, welche sich bei Sonnenschein mit einem Schirm schützen. Ich muss zugeben, inzwischen verstand ich dies. Nachdem ich meinen ersten Regenschirm erworben hatte, baumelte wenig später auch ein schwarzer Sonnenschirm an meinem Rucksack.
Mannoike Park und das Brautkleid
Am Nachmittag stand noch der Besuch des Mannoike Park auf dem Programm. Dies ist ein ganz besonderer Park. Hier hat Kobo Daishi mal eine Brücke gebaut. Auch landschaftlich ist er sehr reizvoll. Die Tempelmama hatte dort ein Treffen mit den Verantwortlichen und einem Australier für mich organisiert. Zuerst schwatzten wir ein bisschen. Dabei kamen wir auf die japanische Papierherstellung zu sprechen. Ich wurde aufgefordert, ein richtiges Brautkleid anzuziehen. Dann wurde mir ein Schleier aufgesetzt und ich bekam einen Blumenstrauß in die Hand. Ich war schwer beeindruckt, als ich erfuhr, dass dieses komplett aus japanischem Papier gefertigt wurde. Natürlich mussten auch ein paar Fotos gemacht werden.

Bei dieser Gelegenheit vereinbarte Japanese mam auch gleich das gemeinsame Abendessen mit den Anwesenden in einem Restaurant. Tempelvater und seine Mutter kamen auch mit. Es war ein netter Abend. Auch wenn es mit der Kommunikation zwischen meinen Tempeleltern und mir ganz gut klappte, war es doch mal angenehm, die Gesellschaft eines Englisch sprechenden Freundes nutzen zu können.
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