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Japan Pilgerreise Shikoku T18 2

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XVIII

Am nächsten Morgen wollte ich mir das Meer ansehen und am Strand spazieren gehen. Das Meer fand ich, aber keinen Strand. Ich lief und lief durch die Straßen. Es gab unterwegs selten Bäume, die Schatten warfen. Die Temperatur lag etwa bei 40°C. Iyo Mishima schien eine Hafenhandelsstadt zu sein. Überall waren große Fabrikhallen, die den Zugang zum Meer versperrten. Und wenn ich doch mal bis an die Mauer kam, versperrten große Betonsteine den Weg. Ich vermutete, dass es in dieser Gegend sehr viele Taifune gibt, vor denen sich die Menschen schützten. Nach ein paar Stunden verlor ich die Lust und ging zurück in die Unterkunft. Nun wollte ich gern mal wieder ins Internet, um zu schauen, wer mir geschrieben hat und um mich zu melden. Leider gab es in diesem Ryokan keinen Rechner. Jedoch tat sich eine neue Möglichkeit auf. Ich erfuhr, dass auch in den Bibliotheken Internetrechner stehen. Aber wie findet man in dieser Stadt die Bibliothek? Fragen, fragen, fragen – bis ein Mann mich persönlich hinschaffte. Wichtig finde ich es immer zu erwähnen, …

Japan Pilgerreise Shikoku T17 9

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XVII

Ich pilgere allein weiter Auszug aus meinem Tagebuch: „Ich bin wieder allein. Die Holländer wollten zum Tempel 60 den Berg hochsteigen, ca. 10 – 12 km und dann wieder den gleichen Weg zurück. Das ist mir bei diesem tropischen Klima zu stressig…“ Irgendwie ganz tief innen spürte ich, dass es für mich besser ist, allein zu pilgern. Sicher hätte ich den Weg zum Tempel 60 auch ohne Probleme geschafft. Mein Gefühl sagte mir jedoch, dass ich dann nicht die Erfahrungen machen könnte, welche für mich wichtig waren. Ich spürte, dass ich diesen Weg allein gehen musste. Wenn ich mit den Jungs gepilgert wäre, wäre es sehr einfach für mich geworden. Sie hätten sich um alles gekümmert. Übernachtung, Essen und was sonst noch so nötig war. Beim Abendessen beschlossen wir, dass wir uns am nächsten Tag wieder trennen wollten. Trotz aller Traurigkeit blieb in mir ein Gefühl der Dankbarkeit, dass ich sie traf. Ich war einfach dankbar für die Zeit, die ich mit den Beiden verbringen durfte. Es war richtig schön mit ihnen gemeinsam zu pilgern. …

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Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XVI

Fünf Wochen Shikoku Seit 37 Tagen bin ich jetzt auf Shikoku und ich habe den westlichsten Punkt der Insel erreicht. Das heißt, der Pilgerweg geht wieder in Richtung Tokushima. Das Wochenende stand vor der Tür. Damit wurde es schwieriger, Übernachtungen und Busverbindungen zu finden. So beschloss ich, erst einmal in Matsuyama zu bleiben. Ich ging Samstag früh zum Shrine und setzte mich auf einen der Stühle und schaltete den Ventilator ein. Dann machte ich mir wieder Gedanken über mich und über den Sinn meiner Reise. Wiedersehen mit Judi am Tempel 52 Am Sonntag wollte ich zum Tempel 52. Der Pilgerweg ging quer durch Matsuyama und es waren etwa 10 km. Unterwegs rief mich eine ältere Frau heran und drückte mir eine gekühlte Dose mit Saft in die Hand – wieder freute ich mich über diese Gastfreundschaft. Am Tempel traf ich Judi, welche ich am Ende der ersten Woche kennengelernt hatte. Sie war allein und sah irgendwie nicht wirklich glücklich aus. War alles gut gegangen mit dem Fahrrad Guide? Was war passiert? Jeder andere Pilger freute …

Japan Pilgerreise Shikoku T15 1

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XV

Ich pilgere zu den nächsten Tempeln. Bereits am nächsten Morgen bin ich gleich früh wieder auf Tempeltour gegangen. Zuerst ging es mit dem Bus und dann 20 Minuten zu Fuß zum Tempel 44. Dort habe ich mir alles ganz in Ruhe angesehen und meine Gebete verrichtet. Zurück an der Bushaltestelle entdeckte ich ein überdachtes Wartehäuschen (ohne Wände) in dem 2 Männer schliefen. Da ich nicht stören wollte, setzte ich mich an den Straßenrand. Die Zeit der geplanten Busankunft verstrich, ohne dass der Bus kam. Ich blieb relativ ruhig, auch wenn ich einen strengen Zeitplan für diesen Tag hatte. Nach einer ¼ Stunde war ich mir sicher, dass jetzt kein Bus mehr kommen konnte. In Japan fahren Busse und Züge fast auf die Sekunde genau. Ich vermutete, dass der Fahrplan sich geändert haben musste. Um irgendwie vorwärts zu kommen, versuchte ich ein Auto anzuhalten. Auch das war erfolglos. Ich grübelte und grübelte, wie ich denn jetzt nur weiter machen sollte – da kam glücklicherweise noch der Bus… Zum Tempel 45 müssen alle Pilger zwingend vom Parkplatz …

Japan Pilgerreise Shikoku T14 1

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XIV

Ehime – Platz der Erleuchtung Morgen früh soll es losgehen! In der Nacht konnte ich vor Aufregung kaum schlafen. Würde mein Plan funktionieren? Wie würde es weiter gehen? War die Entscheidung, Kochi zu verlassen, richtig? Würde ich die Jugendherberge in einer Stadt finden, in welcher eine halbe Million Menschen leben? Sollte ich vielleicht doch lieber in Kochi bleiben?  Am Morgen hieß es dann wirklich schweren Herzens Abschied nehmen von den Herbergseltern. Ich hatte eine gute Zeit bei ihnen. Die Herbergsmutter verwöhnte mich beim Essen. Jeden Tag hatte sie sich etwas Neues einfallen lassen. Das war sicher nicht allzu leicht für sie. Ich hatte mein eigenes Zimmer und konnte die Temperatur nach meinen Vorstellungen einstellen. Meine Wäsche konnte ich problemlos waschen und wann immer ich wollte, an den Rechner gehen. Der Herbergsvater schmunzelte manche Male, wenn ich spät abends noch einmal in meiner Yukata barfuß nach unten an den Rechner schlich. Auch Kaffee, Tee und Wasser konnte ich trinken, so viel wie ich wollte. Es stand stets ausreichend zur Verfügung.   Japaner und Deutsche An einem …

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Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XIII

In den ersten 3 Wochen hatte ich bereits 40 Tempel besucht und 660 km absolviert… Eigentlich wollte ich mir ein Plätzchen für mein Zelt in der Nähe eines Tempels suchen und dort die gesamte Auszeit bleiben. Das Pilgerbuch, in dem ich an jedem Tempel einen Stempel und eine Kalligrafie eintragen ließ, hatte ich mir mehr der Ordnung halber gekauft. Warum lief ich nun immer weiter? Einerseits war ich auf der Suche nach einer Stelle, an der ich mein Zelt aufstellen konnte, aber andererseits zogen mich die Tempel inzwischen einfach „magisch“ an. Ja das ist wohl das richtige Wort.  Gestartet war ich eher wie eine Touristin. Auch wenn ich mir die Tempelanlagen angesehen, die religiösen Handlungen verrichtet und mir meinen Stempel inclusive Kaligrafie geholt hatte. Jedoch musste ich immer wieder feststellen, dass die Tempel auch absolut nicht so waren, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte angenommen, man könnte – so wie bei den europäischen Kirchen – hineingehen und in Ruhe meditieren. Aber dem war nicht so. Nur in die allerwenigsten Tempel konnte man überhaupt …

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Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XII

Auch für die Japaner war es schwierig, die Verkehrsverbindungen herauszusuchen. Am nächsten Tag lief ich sofort in die Touristeninfo von Kochi, um mich nach den Verkehrsverbindungen zu erkundigen. Anno ähm hm – das war ein ziemliches Problem für die Damen. Sie fanden Folgendes heraus: Erst mit dem Zug nach Kubokawa zum 37er – das war recht einfach. Weiter müsste ich mit dem Zug und dann mit dem Bus. Der Busfahrplan zum 38er wurde auch gefunden, allerdings gab es keine Möglichkeit direkt von dort zum 39er zu gelangen. So wurde mir der Vorschlag gemacht, an einem Tag die Tempel 37 und 38 zu besuchen und einen Tag später die Tempel 39 und 40 zu bewältigen. Die Frau war so nett, gleich mit auf dem dortigen Campingplatz wegen einem Stellplatz für mich zu fragen. Leider war dieser in den nächsten Tagen ausgebucht. Es gab auch kaum Schattenplätze oder Schutzdächer. Tagsüber in der Sonne zu zelten ist zwar im subtropischen Sommer für jeden Camper ein Horror. Mir graute jedoch mehr vor dem Regen, da ja mein Zelt nicht …

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Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XI

Schwierigkeiten mit meiner Geldkarte. Am nächsten Morgen verließ ich das Hostel, um zuerst einmal Geld in Kochi zu holen. Durch meine Probleme „englischsprechende Automaten“ zu finden, wollte ich immer mindestens 100.000 Yen (ca. 750 €) bei mir haben. In meinem Atlas hatte ich gesehen, dass am Bahnhof ein Automat sein sollte. Dieser Geldautomat hatte auch in der Tat eine grüne Taste „English“. Jedoch bekam ich auch beim dritten Versuch kein Geld. Was nun? Ich erfuhr, dass gleich in der Nähe eine Bank sein sollte. Ich lief hin und bekam auch hier am Automaten kein Geld. Langsam wurde ich unruhig. So beschloss ich, mich direkt an die Bankangestellten zu wenden und zog eine Nummer. Ordnung muss in Japan sein, auch in den Banken geht alles geregelt zu. Als ich an der Reihe war, versuchten die Frauen nun auch, mit meiner Karte Geld aus dem Automaten zu locken, aber ebenso ohne Erfolg. Die Bankangestellte entdeckte, dass meine Karte geknickt war und begann an dieser rumzubiegen. Um Gottes Willen, ich bekam einen Schock, was wenn diese nun bricht… …

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Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil X

Zwei Wochen Aufenthalt in Kochi Die Übernachtung im Youth Hostel hatte ich schon telefonisch vorreservieren lassen. Unterwegs hatte ich einen japanischen Fußpilger getroffen. Ich hatte ihm die Telefonnummer gezeigt und ihn gebeten für mich die Reservierung telefonisch vorzunehmen. Das war ein riesiges Problem für ihn. Er kam mit der Rufnummer, welche aus Japan-Vorwahl, Stadtvorwahl und Hostelnummer bestand, überhaupt nicht klar. Wir gingen dann in ein Geschäft, um uns Unterstützung zu holen. Auch der Verkäufer hatte Probleme und holte erst mal ein Telefonbuch. Letzten Endes haben wir es hinbekommen und ein Zimmer für mich bestellt. Zu meiner Freude stellte ich bei meiner Ankunft fest, dass der Hostel-Vater perfekt Englisch konnte. In diesem Hostel konnte ich auch Frühstück und Abendbrot bekommen. Nur am Tag meiner Anreise war dies so kurzfristig für mich als Vegetarierin nicht mehr möglich. Der Chef zeigte mir die Räumlichkeiten des Hauses. Es gab im Erdgeschoss einen Speiseraum, zwei Toiletten, zwei Räume zum Duschen und zwei Bäder, natürlich getrennt für Männer und Frauen. Baden war täglich ab 16 Uhr möglich. Weiterhin gab es eine …

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Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil IX

Wie mache ich weiter? Am nächsten Tag wollte Patrick Tokushima verlassen. Er hatte sich als Ziel für die diesjährige Pilgerreise den Tempel 24 gesetzt. Nun stand ich vor den Fragen – „Was wird mit mir? Bleibe ich in Tokushima? Hier fühlte ich mich wohl, ich hatte ein Bett und wusste, wo es etwas zu Essen und „Englisch sprechende Geldautomaten mit grünen Tasten“ gibt. Es war der 8. Juli und ich hätte 8 Wochen täglich auf dem Bahnhofsplatz spazieren gehen können bzw. müssen. Stellte ich mir so meine Auszeit vor? War es der vielzitierte Zufall, dass ich Patrick traf? Oder war es eine Fügung des Schicksals, weil ich mich wohl allein nicht noch einmal auf den Weg gemacht hätte? Mittlerweile hatte ich mich ganz gut erholt, aber wollte ich noch einmal starten? Ich könnte mit Patrick zum südöstlichsten Ende der Insel fahren. Aber was dann? Fahre ich mit ihm wieder zurück oder bleibe ich am Muroto Cape? Andererseits hatte ich jetzt einen englischen Atlas, eine Vorstellung von dem Bus- und Zugnetz auf Shikoku. Ich hatte mich …