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Barockgarten Großsedlitz

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Führung durch den Barockgarten Großsedlitz

Reiseteilnehmer: Kathrin
Reisezeit: 2.8.2020
Reisekosten: Parkgebühren und Eintritt / Kosten für Führung

Geschichte des Barockgarten in Großsedlitz

1715 erwarb August Christoph Graf von Wackerbarth für 20.000 Taler das abgebrannte Rittergut in Großsedlitz. Er ließ dort von 1719 bis 1723 ein dreiflügeliges Barockschloss vom sächsischen Baumeister Johann Christoph Knöffel errichten. Dieser Barockgarten sollte der Alterswohnsitz von Wackerbarth werden. Großsedlitz war damals nur zwei Stunden Wegzeit von Dresden entfernt und bot damit den idealen Platz. Bis zu 1000 Soldaten bauten gleichzeitig an der Anlage. So konnte bereits 1720 das Schloss und 1721 die Obere Orangerie fertiggestellt werden.

Zu dieser Zeit kam August der Starke König von Sachsen zu Besuch in den Barockgarten Großsedlitz. Ihm gefiel das Anwesen so gut, dass er es Wackerbarth 1723 für 100.000 Taler abkaufte. Wackerbarth baute offiziell weiter, ab jetzt jedoch nach den Plänen des Königs.  

Später baute sich Wackerbarth in Radebeul ein neues Schloss, das Schloss Wackerbarth.

August der Starke wollte das Fest des Polnischen Weißen Adlerordens in Großsedlitz feiern. Da dafür die Anlage zu klein war, musste sie komplett umgestaltet werden. 1727 hat die barocke Anlage ihre heutige Ausdehnung erreicht. Im gleichen Jahr feierte August der Starke zum ersten Mal das Fest des Polnischen Weißen Adlerordens in Großsedlitz.

August der Starke hatte in den folgenden Jahren wieder neue Pläne und verlor dadurch das Interesse an seinen sächsischen Schlössern. Viele Ideen der Parkgestaltung blieben daher unvollendet. Der Barockgarten Großsedlitz umfasst heute nur etwa ein Drittel des geplanten Ausmaßes. Der Sohn Augusts des Starken feierte noch 12-mal das Fest des Polnischen Weißen Adlerordens in Großsedlitz.

Kriege setzten dem Barockgarten Großsedlitz arg zu.

Von 1745 bis 1813 fügten kriegerische Auseinandersetzungen dem Barockgarten erhebliche Schäden zu. Die im Sommer schattenspendende Pergola auf der Rasen-Parterre wurde abgerissen, um im Winter Holz für die Soldaten zu haben. Wasserrohre wurden ausgegraben, um Kanonenkugeln herzustellen.

Während der Regierungszeit König Johanns (1854) erfolgten umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. 1871 musste das Schloss Friedrichsburg abgerissen werden. Heute steht nur noch der Ostflügel. Die Friedrichsburg wurde zum Friedrichschlösschen (Beitragsbild) umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten nur geringe Restaurierungen. 1992 gelangte der Barockgarten in Besitz des Freistaates Sachsen. Es begannen umfassende Instandsetzungs- und Rekonstruktionsarbeiten. In dieser Zeit waren auch Trauungen im Spiegelsaal des Friedrichschlösschens möglich.

Heute finden wir 145 Bitterorangen-Bäumchen und rund 300 Kübelpflanzen in der Gartenanlage. Damit besitzt Großsedlitz die größte Sammlung von Bitterorangen im deutschsprachigen Raum. Die wertvollen Skulpturen wurden restauriert oder durch Kopien ersetzt.

Eindrücke vom Barockgarten Großsedlitz

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Rasenparterre

Im Vordergrund ist eine Rasenparterre zu sehen. Das bedeutet, der Rasen geht stufenförmig nach unten. Am Rand war früher noch ein Holzwandelgang. Dieser diente den Damen im Sommer, damit sie im Schatten laufen konnten. Im Krieg wurden die Latten abgerissen und verfeuert, um den Soldaten Wärme im Winter zu spenden.

Im Hintergrund rechts sieht man die Orangerie, das einzig erhaltene Gebäude von Wackerbarth. An diesem ist auch das Wappen seiner Familie angebracht.

Links im Hintergrund ist das Friedrichsschlösschen. Es wurde in den letzten Jahren saniert. Im Erdgeschoss befindet sich ein Café und Restaurant.

Das Orangen-Parterre

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Orangen-Parterre

Im Barockgarten Großsedlitz gibt es sehr viele Orangenbäume, die im Winter dann eingelagert werden. Die Bäume haben Buchsbaumformen. Weiterhin sieht man im Hintergrund den Niederwald und dahinter den Hochwald. Der Niederwald wurde zum Wandeln verwendet. Im Hochwald wurden Jagden durchgeführt.

Großsedlitz wird als Barockgarten bezeichnet.

Das heißt, es ist alles geordnet und ausgerichtet. Es wurde sogar versucht, das Schloss in die Natur einzubringen. Damit sollte die Geradlinigkeit des Barocks in der Natur wiederzufinden sein. Die Wege sind alle symmetrisch angeordnet und auch die Bäume wurden der Symmetrie unterworfen. Wackerbarth hatte ursprünglich nur 1/6 der Ausdehnung geplant. August der Starke wollte die Fläche sechsfach so groß machen.

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Orangerie

Die Orangenbäume werden in der Orangerie (im Hintergrund) überwintert. Im Winter 1928/29 fiel die Heizung aus, so dass die meisten Bäumchen erfroren. Danach wurde die untere Orangerie umgebaut und sie erhielt eine moderne Warmluftheizung.

Die Vier Jahreszeiten wurden in Form von Skulpturen erlebbar gemacht.

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Winter

Im Barockgarten findet man wunderschöne Original-Skulpturen. Diese Skulptur stellt den Winter dar. Im Winter stirbt die Natur. Deswegen wurde symbolisch ein alter Mann gewählt. Wir können sehen, wie er friert. Das wunderbare an diesen Skulpturen ist, dass sie sehr echt aussehen.  Man kann die Muskeln und die Adern des Mannes sehen.

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Frühling

Diese Skulptur symbolisiert den Frühling. Bei der Dame können wir wieder mehr Haut sehen. Und auch hier möchte ich auf die wunderbare Gestaltung des Schmucks auf dem Bein hinweisen. Dieser ist ebenso wie der Blumenkranz detailgetreu aus Stein gefertigt. Sogar die Putte will dieser Frau noch einen Blumenkranz unter das Kleid schieben.

Dies ist der Blick von einer Treppen-Parterre.

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Untere Orangerie

Die Adligen saßen früher auf einer Treppe und blickten über den Barockgarten. Und an der Stelle, wo das Wasser ist, wurde eine Holzfigur aufgestellt. Diese Holzfigur stellte einen Ritter dar, welcher dann von Adligen zum Zeitvertreib abgeschossen wurde.

Auch wenn diese Kampfspiele heute nicht mehr stattfinden, hat man von der Treppe einen faszinierenden Blick auf das Wasser und die Orangerie.

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Weg in den Himmel

Auf der gegenüberliegenden Seite sieht es aus, als würde der Weg in den Himmel reichen. Deswegen wird er auch die Himmelsachse genannt.

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Sommer

Diese Skulptur stellt den Sommer dar. Auch diese Skulptur ist sehr beeindruckend. Der Hut sieht aus als wäre er tatsächlich aus Stroh, aber in Wirklichkeit wurde er aus Stein gehauen. Man sieht die Ähre und die Sichel, welche die Zeichen für den Sommer sind. Und auch die Putte unten links hat eine Ähre in der Hand.

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Herbst

Deutlich erkennbar stellt diese Skulptur den Herbst dar. Man kann sehr schön sehen, dass sowohl die Putte als auch der Mann schon etwas zu viel Wein getrunken haben. Auch bei dieser Skulptur sind die Muskeln und die Sehnen wunderbar zu sehen.

Viele Skulpturen stellen Götter und deren Geschichte dar.

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Echo und Narziss

Bei dieser Statue wurden Echo und Narziss nachgebildet. Narziss war ein wunderschöner Jüngling, der sehr selbstgefällig war. Echo war eine Nymphe, die sehr viel gesprochen hat. Das führte dazu, dass sie von den Göttern dazu verdonnert wurde, nur noch die Worte des anderen zu wiederholen.

Echo verzehrte sich nach Narziss. Durch die Strafe der Götter konnte sie jedoch Narziss ihre Liebe nicht gestehen. Sie ist dann in den Wald gegangen und wird seitdem nur noch als Echo wahrgenommen.

Narziss schaute eines Tages in das Wasser und entdeckte sein Antlitz. Er verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild. Daher kommt auch der Begriff Narzissmus.

Unvollendete Pläne

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Wasser-Pattere

Wie bereits erwähnt, wurde nur 1/6 des ursprünglichen Planes des Barockgartens umgesetzt. Auf dem Bild oben, war damals eine Wasser-Pattere geplant. Leider ist diese nie gebaut wurden.

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Wasserbecken

Auch in diesem Bereich war geplant, dass Wasser fließen soll. Dafür wurde Wasser von der Müglitz in den Barockgarten gepumpt. Im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 wurden jedoch die Wasserrohre zu Blei verschmolzen. Das gleiche Schicksal ereilten die Wasserrohre in einem späteren Krieg. Danach nahm man von dem Vorhaben Abstand. Es war geplant, dass Springbrunnen von den Schalen aufsteigen. Das Wasser sollte anschließend in das Becken fließen.

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Eisbecken mit Eiszapfen

Dieses Becken wurde als Eisbecken bezeichnet. Am Beckenrand wurden Eiszapfen (aus Stein) angebracht.

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Haus von Wackerbarth

Früher gab es nicht diese Blumenrabatten.  Es war geplant, dass in der Mitte eine Ornament-Parterre entstehen sollte. Das heißt, mit roten Ziegeln, Buchsbäumchen und verschiedenen Pflanzen sollte ein Ornament dargestellt werden.

Im Hintergrund sehen wir noch einmal das einzig verbliebene Haus von Wackerbarth mit dem Wappen. Dieses wird derzeit für die Überwinterung von Orangenbäumchen genutzt.

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Orangen-Parterre und Wasser-Parterre

Auf der linken Seite ist die Orangen-Parterre und rechts die Wasser-Parterre. Auf der rechten Seite war das Spiegelbild der linken Seite geplant. Das heißt, also auch rechts sollte der Berg abgetragen werden und es sollten genau die gleiche Orangen- und Wasser-Parterre entstehen. Aber August der Starke hatte immer wieder neue Pläne. Erst Zwinger, dann Pillnitz und später Moritzburg und dann wurde Großsedlitz geplant. Eigentlich ist nie etwas fertig geworden. Heute wird der unvollendete Teil des Barockgartens Großsedlitz als Freilufttheater bezeichnet, auch wenn keine Aufführungen stattfinden.

Fazit:

Der Barockgarten Großsedlitz hat eine interessante Geschichte und wunderbare Skulpturen. Im Sommer blühen die Blumen und die Wasserspiele bieten Entspannung. In dem Niederwald und im Hochwald findet man auch im Hochsommer ein ruhiges Plätzchen im Schatten.