Autor: Kathrin

Japan Pilgerreise Shikoku T21 7

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XXI

Am folgenden Tag wollte ich zum Tempel 83 laufen. Hitomi sah mich etwas zweifelnd an. Hatte sie mir doch ein Fahrrad zur Verfügung gestellt. Alternativ konnte ich auch mit dem Bus zum Tempel fahren. Doch ich war eine Fußpilgerin, also wollte ich die ca. 20 km laufen. Leider ging der Weg immer an der Hauptstraße (ohne Fußweg) entlang. Da war es schon etwas demotivierend, am Straßenrand durch die pralle Sonne zu laufen.  Da ich den Pilgerweg auch in der falschen Richtung lief, hatte ich zusätzlich Probleme die „helfenden wegzeigenden Pilgermännchen“ zu finden. Ich lief also eine Strecke und versuchte für den Rückweg einen angenehmeren Weg zu finden. Leider gab es keine Alternative. Bedrückt nahm ich letztendlich doch den Bus und fuhr wieder zurück nach Takamatsu. Diesmal kaufte ich etwas Gebäck für meine Gastgeber, welches die Kinder auch gern verspeisten. Hitomi, kann ich noch zwei Nächte bei dir bleiben? Abends fragte ich Hitomi noch einmal, ob ich denn eventuell noch zwei Tage bleiben könnte. Denn ich wollte gern noch die Tempel 78 bis 82 von Takamatsu …

Japan Pilgerreise Shikoku T20 1

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XX

Tanzfest Awa Odori Am Nachmittag lief ich los, um mir dieses besondere Ereignis anzusehen. Es war einfach unglaublich. Überall waren Tribünen aufgebaut und die ganze Stadt war voller Menschen. Zuerst wollte ich mir ein Eis kaufen. Bei Mc Donalds ist es lecker und meist preiswert. Ich versuchte der Verkäuferin zu erklären „Ein Eis mit doppelt Schokoladensauce bitte“. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man diese Bestellung interpretieren kann. Die Verkäuferin entschied sich für „1 Eis ohne Schokoladensauce und 2* Eis mit Schokoladensauce – also 3 * Eis“. 3* Eis war doch etwas viel selbst für mich. Dies war kein Problem für die Frau. Ein Eis nahm sie wieder zurück und erstattete mir das Geld. So schlemmte ich 2* Eis, was bei den Temperaturen auf jeden Fall wohltuend war. Ich lief weiter durch die Stadt, überall führten Gruppen ihre Tänze vor. Mich faszinierte besonders, dass Menschen aller Altersgruppen – zwischen 3 und 80 Jahren mittanzten. Und jeder der Spaß hatte, machte mit. Ob dick, ob dünn – attraktiv oder eher unscheinbar- alle tanzten mit. Da alle Gruppen …

Japan Pilgerreise Shikoku T19 5

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XIX

Im Ryokan halte ich Rückschau Wochenlang vorher hatte ich mir Gedanken gemacht, wie ich die Bergtempel bewältigen könnte. Die Taxivariante wollte ich wegen der Kosten vermeiden. Laufen mit Rucksack wäre bei dem tropischen Klima eine ziemliche Quälerei geworden. Ich hatte überlegt, ob ich trampen sollte. Würde mich wieder jemand mitnehmen? So sicher war ich mir da nicht. Wo schlafe ich, wenn mich niemand vom Bergtempel mitnimmt? Ich hatte in meinem 88-Route-Guide gelesen, dass es an den Bergtempeln auch keine Supermärkte gibt. Daher hatte ich mir sicherheitshalber Proviant für 2 Tage eingepackt. Im tiefsten Inneren hatte ich gehofft, gegen Abend irgendwie wieder in bewohnter Gegend anzukommen. Stattdessen lag ich bereits mittags auf meinem Futonbett. Auch wenn ich einen Teil der Strecke mit dem Auto gefahren war, war ich dennoch allein durch die Aufregung ziemlich KO. Daher ruhte ich mich erst mal aus. Nachmittags suchte ich mir wieder eine Bibliothek. Diesmal machte ich es schlauer. In dieser Bibo gab es im Erdgeschoss und im ersten Stock jeweils einen Internetrechner. So wechselte ich einfach nach einer Stunde meinen …

Japan Pilgerreise Shikoku T18 2

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XVIII

Am nächsten Morgen wollte ich mir das Meer ansehen und am Strand spazieren gehen. Das Meer fand ich, aber keinen Strand. Ich lief und lief durch die Straßen. Es gab unterwegs selten Bäume, die Schatten warfen. Die Temperatur lag etwa bei 40°C. Iyo Mishima schien eine Hafenhandelsstadt zu sein. Überall waren große Fabrikhallen, die den Zugang zum Meer versperrten. Und wenn ich doch mal bis an die Mauer kam, versperrten große Betonsteine den Weg. Ich vermutete, dass es in dieser Gegend sehr viele Taifune gibt, vor denen sich die Menschen schützten. Nach ein paar Stunden verlor ich die Lust und ging zurück in die Unterkunft. Nun wollte ich gern mal wieder ins Internet, um zu schauen, wer mir geschrieben hat und um mich zu melden. Leider gab es in diesem Ryokan keinen Rechner. Jedoch tat sich eine neue Möglichkeit auf. Ich erfuhr, dass auch in den Bibliotheken Internetrechner stehen. Aber wie findet man in dieser Stadt die Bibliothek? Fragen, fragen, fragen – bis ein Mann mich persönlich hinschaffte. Wichtig finde ich es immer zu erwähnen, …

Japan Pilgerreise Shikoku T17 9

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XVII

Ich pilgere allein weiter Auszug aus meinem Tagebuch: „Ich bin wieder allein. Die Holländer wollten zum Tempel 60 den Berg hochsteigen, ca. 10 – 12 km und dann wieder den gleichen Weg zurück. Das ist mir bei diesem tropischen Klima zu stressig…“ Irgendwie ganz tief innen spürte ich, dass es für mich besser ist, allein zu pilgern. Sicher hätte ich den Weg zum Tempel 60 auch ohne Probleme geschafft. Mein Gefühl sagte mir jedoch, dass ich dann nicht die Erfahrungen machen könnte, welche für mich wichtig waren. Ich spürte, dass ich diesen Weg allein gehen musste. Wenn ich mit den Jungs gepilgert wäre, wäre es sehr einfach für mich geworden. Sie hätten sich um alles gekümmert. Übernachtung, Essen und was sonst noch so nötig war. Beim Abendessen beschlossen wir, dass wir uns am nächsten Tag wieder trennen wollten. Trotz aller Traurigkeit blieb in mir ein Gefühl der Dankbarkeit, dass ich sie traf. Ich war einfach dankbar für die Zeit, die ich mit den Beiden verbringen durfte. Es war richtig schön mit ihnen gemeinsam zu pilgern. …

Japan Pilgerreise Shikoku T16 4

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XVI

Fünf Wochen Shikoku Seit 37 Tagen bin ich jetzt auf Shikoku und ich habe den westlichsten Punkt der Insel erreicht. Das heißt, der Pilgerweg geht wieder in Richtung Tokushima. Das Wochenende stand vor der Tür. Damit wurde es schwieriger, Übernachtungen und Busverbindungen zu finden. So beschloss ich, erst einmal in Matsuyama zu bleiben. Ich ging Samstag früh zum Shrine und setzte mich auf einen der Stühle und schaltete den Ventilator ein. Dann machte ich mir wieder Gedanken über mich und über den Sinn meiner Reise. Wiedersehen mit Judi am Tempel 52 Am Sonntag wollte ich zum Tempel 52. Der Pilgerweg ging quer durch Matsuyama und es waren etwa 10 km. Unterwegs rief mich eine ältere Frau heran und drückte mir eine gekühlte Dose mit Saft in die Hand – wieder freute ich mich über diese Gastfreundschaft. Am Tempel traf ich Judi, welche ich am Ende der ersten Woche kennengelernt hatte. Sie war allein und sah irgendwie nicht wirklich glücklich aus. War alles gut gegangen mit dem Fahrrad Guide? Was war passiert? Jeder andere Pilger freute …

Japan Pilgerreise Shikoku T15 1

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XV

Ich pilgere zu den nächsten Tempeln. Bereits am nächsten Morgen bin ich gleich früh wieder auf Tempeltour gegangen. Zuerst ging es mit dem Bus und dann 20 Minuten zu Fuß zum Tempel 44. Dort habe ich mir alles ganz in Ruhe angesehen und meine Gebete verrichtet. Zurück an der Bushaltestelle entdeckte ich ein überdachtes Wartehäuschen (ohne Wände) in dem 2 Männer schliefen. Da ich nicht stören wollte, setzte ich mich an den Straßenrand. Die Zeit der geplanten Busankunft verstrich, ohne dass der Bus kam. Ich blieb relativ ruhig, auch wenn ich einen strengen Zeitplan für diesen Tag hatte. Nach einer ¼ Stunde war ich mir sicher, dass jetzt kein Bus mehr kommen konnte. In Japan fahren Busse und Züge fast auf die Sekunde genau. Ich vermutete, dass der Fahrplan sich geändert haben musste. Um irgendwie vorwärts zu kommen, versuchte ich ein Auto anzuhalten. Auch das war erfolglos. Ich grübelte und grübelte, wie ich denn jetzt nur weiter machen sollte – da kam glücklicherweise noch der Bus… Zum Tempel 45 müssen alle Pilger zwingend vom Parkplatz …

Japan Pilgerreise Shikoku T14 1

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XIV

Ehime – Platz der Erleuchtung Morgen früh soll es losgehen! In der Nacht konnte ich vor Aufregung kaum schlafen. Würde mein Plan funktionieren? Wie würde es weiter gehen? War die Entscheidung, Kochi zu verlassen, richtig? Würde ich die Jugendherberge in einer Stadt finden, in welcher eine halbe Million Menschen leben? Sollte ich vielleicht doch lieber in Kochi bleiben?  Am Morgen hieß es dann wirklich schweren Herzens Abschied nehmen von den Herbergseltern. Ich hatte eine gute Zeit bei ihnen. Die Herbergsmutter verwöhnte mich beim Essen. Jeden Tag hatte sie sich etwas Neues einfallen lassen. Das war sicher nicht allzu leicht für sie. Ich hatte mein eigenes Zimmer und konnte die Temperatur nach meinen Vorstellungen einstellen. Meine Wäsche konnte ich problemlos waschen und wann immer ich wollte, an den Rechner gehen. Der Herbergsvater schmunzelte manche Male, wenn ich spät abends noch einmal in meiner Yukata barfuß nach unten an den Rechner schlich. Auch Kaffee, Tee und Wasser konnte ich trinken, so viel wie ich wollte. Es stand stets ausreichend zur Verfügung.   Japaner und Deutsche An einem …

Japan Pilgerreise Shikoku T13 7

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XIII

In den ersten 3 Wochen hatte ich bereits 40 Tempel besucht und 660 km absolviert… Eigentlich wollte ich mir ein Plätzchen für mein Zelt in der Nähe eines Tempels suchen und dort die gesamte Auszeit bleiben. Das Pilgerbuch, in dem ich an jedem Tempel einen Stempel und eine Kalligrafie eintragen ließ, hatte ich mir mehr der Ordnung halber gekauft. Warum lief ich nun immer weiter? Einerseits war ich auf der Suche nach einer Stelle, an der ich mein Zelt aufstellen konnte, aber andererseits zogen mich die Tempel inzwischen einfach „magisch“ an. Ja das ist wohl das richtige Wort.  Gestartet war ich eher wie eine Touristin. Auch wenn ich mir die Tempelanlagen angesehen, die religiösen Handlungen verrichtet und mir meinen Stempel inclusive Kaligrafie geholt hatte. Jedoch musste ich immer wieder feststellen, dass die Tempel auch absolut nicht so waren, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte angenommen, man könnte – so wie bei den europäischen Kirchen – hineingehen und in Ruhe meditieren. Aber dem war nicht so. Nur in die allerwenigsten Tempel konnte man überhaupt …

Japan Pilgerreise Shikoku T11 5

Japan – Insel Shikoku – Reisebericht Teil XI

Schwierigkeiten mit meiner Geldkarte. Am nächsten Morgen verließ ich das Hostel, um zuerst einmal Geld in Kochi zu holen. Durch meine Probleme „englischsprechende Automaten“ zu finden, wollte ich immer mindestens 100.000 Yen (ca. 750 €) bei mir haben. In meinem Atlas hatte ich gesehen, dass am Bahnhof ein Automat sein sollte. Dieser Geldautomat hatte auch in der Tat eine grüne Taste „English“. Jedoch bekam ich auch beim dritten Versuch kein Geld. Was nun? Ich erfuhr, dass gleich in der Nähe eine Bank sein sollte. Ich lief hin und bekam auch hier am Automaten kein Geld. Langsam wurde ich unruhig. So beschloss ich, mich direkt an die Bankangestellten zu wenden und zog eine Nummer. Ordnung muss in Japan sein, auch in den Banken geht alles geregelt zu. Als ich an der Reihe war, versuchten die Frauen nun auch, mit meiner Karte Geld aus dem Automaten zu locken, aber ebenso ohne Erfolg. Die Bankangestellte entdeckte, dass meine Karte geknickt war und begann an dieser rumzubiegen. Um Gottes Willen, ich bekam einen Schock, was wenn diese nun bricht… …